Autismuspraxis Lüneburg

Autismus | Überblick

Autismus hat viele und vielfältige Facetten, Ausprägungen und Ausgangsbedingungen.

Medizinisch- diagnostisch als „tiefgreifende Entwicklungsstörung“ bezeichnet, wird damit vorrangig die Art des Wahrnehmens, Erlebens und Verarbeitens von Reizen und Informationen in den Fokus geholt, die durch ihre Abweichung zur neurotypischen Entwicklung zu Entwicklungsverzögerungen, Entwicklungsbesonderheiten und tiefgreifende und langfristige Herausforderungen führen kann.

Die jeweilige „Schwere“ des Einflusses der autismusspezifischen Besonderheiten und Merkmale auf die Gesamtentwicklung des Kindes kann bereits in früher Lebensphase signifikante Abweichungen mit sich bringen und führt so oftmals zu Herausforderungen in der Familie und dem weiteren Umfeld wie z.B. Krippe, Kita, Schule.

Die veränderte Art des Wahrnehmens (medizinisch = Wahrnehmungsverarbeitungsstörung) führt auf der einen Seite mitunter zu einer Überempfindlichkeit mit schneller Überreizung, aus der sich eine hohe Anspannung und Verzweiflung entwickeln kann, die nicht selten mit herausfordernde bis gefährdende Verhaltensweisen verknüpft sein kann. Auf der anderen Seite können auch deutliche Unterempfindlichkeiten entstehen, die zu einer unzureichenden Reizaufnahme und somit zu einer unzureichenden Reizverarbeitung führen. Die Folge ist ein reduziertes Lern-Erleben und eine daraus resultierende Entwicklungshemmung sowie eine unzureichende Reizintegration ins Gesamtbild der Wahrnehmung. Diese Wahrnehmungsbesonderheiten führen bei vielen autistischen Menschen zu Problemen im und mit dem Alltag und sind mitunter mit einem hohen Stresserleben verknüpft.

Die Auswirkungen der autismusspezifischen Besonderheiten führen nicht selten zu einer unzureichenden Beziehung zur sozialen Umwelt und zu einer unvollständigen Teilnahme am Leben in der Gesellschaft – parallel dazu führt diese Erfahrung von eventueller Ausgrenzung oder zumindest der unvollständigen Integration zu einem negativ-geprägten Selbstbild und zu einer weiteren Entwicklungshemmung. Des Weiteren wirken sich die autismusspezifischen Besonderheiten vielschichtig auf die kognitiven, motorischen, sprachlichen, emotionalen, interaktionalen und sozialen Fähigkeiten und Fertigkeiten aus und können in diesen Bereich zu gravierenden Beeinträchtigungen führen. Auch das familiäre Umfeld sieht diesen Entwicklungen häufig mit Sorgen, Ängsten und Veränderungswünschen entgegen, da sie sich einerseits als hilflos und anderseits als unzureichend ernst genommen erleben können.

Eine autismusspezifische Förderung und (Entwicklungs-)Begleitung kann dabei geeignet sein, um die Teilhabechancen zu erhöhen, das familiäre und soziale Umfeld zu beraten und zu unterstützen und um dem autistischen Menschen einen Raum und eine Entwicklungschance anzubieten, die auf die individuellen Bedürfnisse, Verläufe, Ausprägungen und Herausforderungen angepasst ist.